Farn- und Blütenpflanzen
Die Anzahl der Akzessionen in dieser auch als Gefäßpflanzen bezeichneten Gruppe der höheren Pflanzen beträgt ca. 300 000. Schätzungsweise 75% davon stammen aus der Zeitspanne 1850-1900, der Blütezeit der klassischen Botanik. Bisher wissen wir von 47 Typus-Exemplaren in dieser Teilsammlung, davon sind 42 Holo-und Lectotypen (ein Holotyp ist das Exemplar, nach dem sich die Erstbeschreibung der Art richtet; ein Lectotyp ist ein Duplikat davon).
Die frühesten Belege (ab 1652) befinden sich in einem 4 Faszikel umfassenden, gesondert gehaltenen Herbarium der Mediziner Christian Stephan Scheffel (1693-1760) und Christoph Helwig (1642-1690); die Botanik wurde damals als Teilgebiet der Medizin gesehen. Weitere frühe und museal bedeutende Sammlungen sind durch Julius Münter (1815-1885) dem Herbarium zugeführt worden, so z.B. von Christian Friedrich Hornschuch (1793-1850) und Christian Ehrenfried Weigel (1748-1831), dessen Name in dem bekannten Zierstrauch Weigelia weiterlebt.
An der wesentlichen Erweiterung des Herbariums durch den Aufbau eines Botanischen Museums ab 1854 hatten neben Münter vor allem seine Assistenten Hermann Zabel (1832-1912) und Ludwig Holtz (1824-1907) entscheidenden Anteil; in geringerem Umfang auch Rudolph Mirich (Assistent von 1861-1872).
Im Zuge der von Julius Münter streng geplanten und organisierten Besammlung des damaligen Vorpommern wurden alle in diesem Raum vorkommenden Arten in Exemplaren herbarisiert. Im Herbarium befindet sich ferner die bedeutende Sammlung des Wolgaster Apothekers Theodor Marsson (1816-1892) mit allen Belegen zu seiner„ Flora von Neuvorpommern und den Inseln Rügen und Usedom“ (Marsson Leipzig, 1869). Somit ist das Herbarium eine einzigartige Belegsammlung aus dem Gebiet des heutigen Vorpommern.
Eine Vielzahl der frühen Belege stammt von dem in Boltenhagen bei Wolgast tätigen Gärtner Tesch, sowie dem Greifswalder Lehrer Georg Breese (1830-1906). C. Adolf Seehaus (1813-1892), Konrektor in Stettin, betrieb intensive botanische Forschungen speziell um Stettin. Sein umfangreiches Herbarium der „Flora sedini“ ist einsortiert. Es dürfte, ebenso wie zahlreiche Belege aus Hinterpommern, besondere Bedeutung durch die Vernichtung des Herbariums im ehemaligen Stettin (Szczecin) während des 2. Weltkrieges besitzen. Daneben existieren Belege einer Vielzahl von Sammlern, die hauptsächlich durch Tausch von Exsikkaten erworben wurden. Über 900 Sammler sind uns bisher bei der Aufarbeitung bekannt geworden. Von den wichtigsten werden Schriftproben kopiert. Die Gefäßpflanzen-Exsikkate sind einsortiert worden.
Umfangreiche, bedeutende Neuzugänge des 20./21. Jahrhunderts stammen u. a. von Christian Blümel, Peter Bolbrinker, Joe Duty (viele Neophyten), Franz Fukarek (kritische Sippen), Karl-Friedrich Günther, Heinz Henker, Klaus Kloss, H.-D. Knapp, Rolf Rehbein, Karl-Albert Wegener, Heinrich Wollert und von Botanikern der Ortsgruppe Geobotanik Greifswald sowie der Arbeitsgruppe Geobotanik M-V. Den Forschungen von Heinz Henker verdanken wir neben mehreren Erstnachweisen für M-V auch neu beschriebene Arten, deren Typen in Greifswald liegen.
Geordnet sind die Belege nach Endlicher, der 1841 ein alphabetisches Gattungsverzeichnis mit nach dem Pflanzensystem vergebenen Nummern veröffentlichte.
Im Zuge der kontinuierlichen Aufarbeitung sind bisher nahezu 48 000 Belege auf Pappen fixiert und mit einer Accessionsnummer versehen worden. Die Unterbringung in speziellen Schränken erfolgt liegend in Kisten.
Der Schwerpunkt unserer Sammlungen war und ist der heutige Vorpommersche Raum. Derzeit kommen jedoch viele Neuzugänge aus Mittel- und Zentralasien, den aktuellen Forschungsschwerpunkten des Botanischen Institutes. Sie gehen ein in das von der DFG geförderte aktuelle Gemeinschaftsprojekt „FloraGREIF“ (Virtuelle Pflanzenwelt der Mongolei).