Zur Geschichte

Die ältesten Belege des Herbariums stammen aus dem 17. Jahrhundert, als unter Samuel Gustav Wilcke die Einrichtung des Botanischen Gartens erfolgte. Um 1850 erfuhren die Sammlungen eine entscheidende Erweiterung mit dem Aufbau eines Botanischen Museums durch den Botanik-Professor Julius Münter (1815-1885) als „eines unentbehrlichen Complementes des hiesigen botanischen Gartens“. Münter ließ Pflanzen aus dem damaligen Neuvorpommern und Rügen systematisch einsammeln. Nach 10 Jahren umfasste dieses Museum bereits 45 500 (Sammel-) Nummern.

Viele, z.T. außereuropäische Belege wurden jedoch über die um 1900 florierenden Botanischen Tauschvereine erworben, die hauptsächlich Exsikkate (Duplikate, die in Sätzen gehandelt wurden) tauschten.


Bis heute findet die regionale botanische Forschung kontinuierlich ihren Niederschlag im Greifswalder Herbarium, so dass die Belege wichtige Grundlage auch jüngerer Regionalfloren sind, so für die neue Flora von Mecklenburg-Vorpommern, Farn- und Blütenpflanzen  (Fukarek & Henker, Weissdorn-Verlag Jena 2006) und die Flora von Greifswald und Umgebung (P. König, Weissdorn-Verlag, Jena 2006).


Die Gefäßpflanzen befanden sich ursprünglich gemeinsam mit den Kryptogamen im Gebäude Grimmer Straße 88, wurden aber, nachdem Werner Rothmaler (1908-1962) die Leitung des Agrobiologischen Institutes in der Jahnstraße übernahm, 1959 dorthin verlagert. In dem neu gebauten wissenschaftlichen Komplex gab es exzellente räumliche Bedingungen und fachliche Aufarbeitung durch Ulrike Schneider in der Abteilung Taxonomie und Vegetationskunde unter Prof. Franz Fukarek (1926-1996). Diese endeten jedoch jäh 1968 mit der 3. Hochschulreform, die einseitig die mikrobiologischen Richtungen der Biologie favorisierte. Die erneute Unterbringung in der Grimmer Straße ab 1969 war provisorisch und dem Zustand der Sammlung nicht förderlich. Hier bemühten sich Haubold Krisch und Maria Huse um einen möglichst schadlosen Fortbestand und sicherten den internationalen Leihverkehr ab.


Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte eine großzügige finanzielle Zuwendung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in den 1990er Jahren eine sachgemäße Aufarbeitung und Unterbringung des Herbariums. Initiiert wurde dieses Projekt durch M. Scholler und H. Krisch; beide waren damals Mitarbeiter am Botanischen Institut. Unter der Koordination von Birgit Litterski wurden mit diesen Mitteln u. a. das Moos- und das Flechtenherbarium digital ausgewertet und technisch aufgearbeitet. Die bedeutende Mikroalgen-Sammlung, die unter  Prof. Friedrich Schütt (1859-1921) erstellt wurde, ist 2002 von Christiane Schnick im Rahmen einer ABM-Maßnahme aufgearbeitet und digital erfasst worden.

Im Rahmen einer Projektarbeit arbeitete Christian Blümel 2006 die Armleuchteralgen-Sammlung auf. Wegen des weitaus größeren Umfanges des Gefäßpflanzenherbars ist eine digitale Erfassung der Sammlungsdaten zur Zeit nicht möglich; hier steht kontinuierlich die technische Aufarbeitung und Vergrößerung der Sammlung durch Neuzugänge im Vordergrund.


Die botanische Sammlung unterstand 1992-2002 Prof. Michael Succow und ist seit 2002 der Arbeitsgruppe Allgemeine und Spezielle Botanik von Prof. Martin Schnittler zugeordnet. Eine kontinuierliche Betreuung des Herbariums erfolgt durch Susanne Starke.

Seit Oktober 2013 befindet sich das Herbarium am neuen Standort des Botanischen Institutes in der Soldmannstr. 15.

Die Herbarbelege sind nun in großzügigen Räumlichkeiten in Rollschrankanlagen untergebracht, die eine optimale Lagerung und Bearbeitung ermöglichen.