ReChron

Die Dynamik von Ökosystemen zu verstehen und zu prognostizieren ist ein wichtiges Ziel sowohl für die Grundlagenforschung als auch für das Ökosystemmanagement. In Ökosystemen, die von langlebigen Organismen wie Wäldern dominiert werden, werden Raum-Zeit-Substitutionen (Space for time, SFT), auch Chronosequenzen genannt, weithin als alternativer Ansatz für die langfristige Beobachtung verwendet, insbesondere für das Verständnis der Walddynamik nach bestandsersetzenden Störungen.
Unsicherheiten und Herausforderungen bei der SFT-Substitution ergeben sich jedoch aus der Verletzung der zugrunde liegenden Annahme, dass alles außer der Zeit seit der Störung zwischen den
räumlichen Probenahmestandorten identisch ist. Direkte Vergleiche zwischen echten Zeitreihen und SFT-Substitutionen sind noch erstaunlich selten. Hier schlage ich vor, die Gültigkeit der SFT-Substitution für die Projektion der Vegetationsdynamik nach bestandesersetzenden Störungen in primären subalpinen Nadelwäldern und die aus diesem Ansatz gezogenen Schlussfolgerungen für die Bewirtschaftung dieser Wälder zu überprüfen, indem die Standorte einer früheren SFT-Substitutionsstudie nach 20 Jahren erneut beprobt werden. Mit zwei Jahrzehnten und einer räumlichen Ausdehnung von etwa 600 km² befindet sich die vorgeschlagene Studie genau in einem räumlichen und zeitlichen Maßstab, für den es nur wenige empirische Belege für die Gültigkeit der SFT-Substitution gibt. Das Projekt wird daher einen formalen Test der Gültigkeit der SFT-Substitution in borealen Wäldern liefern und zum Verständnis der Vegetationsentwicklung nach standortbedingten Störungen beitragen, was wiederum Implikationen für deren Bewirtschaftung hat.